Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn
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"Erwin Rommel - Hitlers Generalfeldmarschall oder Hitlers Gegner?"

Beeindruckender Vortrag von Militärhistoriker Prof. Dr. Winfried Heinemann

Beeindruckender zeitgeschichtlicher Vortrag im Audienzsaal von Schloss Neuhaus mit lebhafter Diskussion im Nachgang (v.l.n.r.): Hermann-Josef Bentler, Heinrich Vogt, Wolfgang Mann, Christine Bentler, Prof. Dr. Winfried Heinemann, Norbert Ellermann, Dr. Rudolf Wansleben, Oberst Holger Schulz Kreisverband Paderborn

Paderborn. Die Vortragsveranstaltung des Kreisverbandes Paderborn sorgte auch in diesem Jahr wieder für einen guten Besuch im Audienzsaal von Schloss Neuhaus. Unterstützt wurde sie vom Paderborner Bürgerverein und dem Kulturamt der Stadt Paderborn.

Hermann-Josef Bentler, Kreisvorstandsmitglied, übernahm die Eröffnungsrede. Als besondere Gäste begrüßte er Oberst Schulz - zurzeit Stellvertretender Brigadekommandeur der Panzerbrigade 21 Lipperland - mit 20 Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgradgruppen aus Augustdorf sowie den Vorsitzenden des Paderborner Bürgervereins Dr. Rudolf Wansleben. 

Der Vortragende, Militärhistoriker Prof. Dr. Winfried Heinemann skizzierte das Leben von Erwin Rommel ausgehend von dessen militärischer Laufbahn seit der Kaiserzeit. Im Ersten Weltkrieg wurde Rommel als junger Offizier mit dem höchsten Orden - dem "Pour le Mérite" - für das Stoßtruppunternehmen zur Erstürmung des Monte Matajur in den Dolomiten ausgezeichnet - wenn auch erst, nachdem vorher ein anderer Offizier ausgezeichnet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Rommel als Truppenoffizier in die Reichswehr übernommen, obwohl eigentlich Generalstabsoffiziere bevorzugt wurden. In seinem Vortrag verglich Heinemann die Vita Erwin Rommels mit der des Generalobersten Eduard Dietl, den von der NS-Propaganda so bezeichneten „Helden von Narvik“. Beide entsprachen dem Idealbild Hitlers vom deutschen Offizier. Anders als Dietl hat sich Rommel nie politisch betätigt und trat auch nach der Machtübernahme durch Hitler nicht in die NSDAP ein. Rommel kommandierte ein Infanteriebataillon in Goslar und wurde danach Taktiklehrer an der Kriegsschule in Potsdam. In dieser Zeit begann er mit der Arbeit an seinem Buch „Infanterie greift an“, in dem er die moderne Infanterietaktik aufgrund seiner Kriegserfahrungen verarbeitete. Dieser Klassiker des Infanteriekampfes wird heute noch gelesen.

1939 wurde Erwin Rommel Kommandant des Führerhauptquartiers und für die militärische Absicherung Hitlers verantwortlich. In dieser Funktion nahm er im Zweiten Weltkrieg am Überfall auf Polen teil und wurde zum Generalmajor befördert. Auf seinen Wunsch entschied Hitler, dass er [Rommel] eine neu aufgestellte Panzerdivision im Frankreichfeldzug bekam, die die Speerspitze der deutschen Angriffsoperationen bilden sollte.

Auch bei seinen Gegnern genoss der „Wüstenfuchs“ ein hohes Ansehen. Nach der Einnahme der Festung Tobruk wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt. Aber innerhalb der deutschen militärischen Hierarchie unterstand Rommel dem Oberbefehlshaber Süd in Rom und nicht unmittelbar Hitler. Prof. Dr. Winfried Heinemann bezeichnete ihn daher als „Feldmarschall zweiter Klasse“.

Der Umschwung begann, als Rommel sich in der Schlacht bei El Alamein von der ägyptischen Grenze zurückziehen musste. Danach war das Verhältnis zu Hitler nachhaltig beschädigt. Rommel meldete sich krank und entging der Kapitulation seiner Armee in Tunesien. Mitte 1943 übernahm er den Oberbefehl über die Heeresgruppe B in Norditalien und 1944 an der Atlantikfront in Nordfrankreich, um eine Invasion der Alliierten abzuwehren.

Nach der erfolgreichen Invasion der Alliierten forderte Rommel Hitler auf, die Folgen aus der Lage unverzüglich zu ziehen und den Krieg zu beenden. Dieses trug er ihm zweimal mündlich vor. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 streute Martin Bormann schließlich das Gerücht, dass Erwin Rommel von dem Attentat gewusst hätte. Der populärste deutsche Feldmarschall wurde dadurch zum Selbstmord gezwungen. Durch seinen Freitod blieben seiner Familie jedenfalls schlimmere Folgen erspart.

Das Fazit des Militärhistorikers zu Erwin Rommel am Ende eines sehr informativen Vortrages lautete wie folgt: „Rommel hat Hitler ein Ultimatum gestellt. Ein Diktator, der sich ein Ultimatum stellen lässt, ist kein Diktator mehr. Deshalb musste Rommel sterben. Wenn jemand umdenkt, sich gegen Hitler stellt und dann sterben muss - wenn der nicht traditionswürdig ist - wer ist es dann?“

Dr. Rudolf Wansleben (Vorsitzender des Paderborner Bürgervereins) übernahm nach dem Vortrag die Moderation der sich anschließenden lebhaften Diskussion mit einer Reihe von zeitgeschichtlichen Nachfragen an den Referenten. Christine Bentler, die Zweite stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Paderborn bedankte sich zum Schluss bei Prof. Dr. Winfried Heinemann für seinen ansprechenden Vortrag und machte deutlich, wie wichtig wissenschaftliche Forschungen sind, um damit auch gegen „Fake News“ aktiv vorzugehen. Gerade in unserer heutigen Zeit sei es erforderlich, „Haltung zu zeigen“ und für die Demokratie und den Frieden einzutreten.

Text: Hermann-Josef Bentler (Kreisverband Paderborn)