Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn
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Ein beeindruckender Geschichtsunterricht

Besuch des jüdischen Friedhofs Paderborn

(© Jüdische Kultusgemeinde Paderborn K.d.ö.R.)

Paderborn. Trotz des Regenwetters besuchte eine Gruppe Interessierter auf Einladung des Kreisverbandes Paderborn im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am 10. Juni 2024 den jüdischen Friedhof an der Warburger Straße. Monika Schrader-Bewermeier von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn informierte zu Beginn der Führung über die Geschichte der jüdischen Friedhöfe in der Paderstadt. Dieser zuletzt eingerichtete Friedhof an der oberen Warburger Straße wird seit 1889 genutzt. Den ersten vermutet man nahe des damaligen Bethauses an der Padergasse. Nach kurzzeitigen Beisetzungen am südwestlichen Liboriberg lag die nächste Begräbnisstätte am Hilligenbusch. Dieser folgte der Friedhof an der Borchener Straße, wo bis 1898 bestattet wurde.                                                                                                                                                         

Dieser aktuelle Friedhof ist im Vergleich zu manch anderen zwar nicht sehr alt, ermöglicht aber trotzdem einen historischen Überblick, er ist seit 1983 in die Denkmalliste als Baudenkmal eingetragen. Auf dem Friedhofsgelände stehen über 250 Grabsteine, und Monika Schrader-Bewermeier stellte einige davon mit ihren hebräischen Inschriften und Bedeutungen vor und erläuterte Formen jüdischer Beerdigungs- und Trauerriten.                                                                                              

Die Gruppe besuchte u.a. auch das Grab des ehemaligen Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde, Erwin Angreß, den viele Teilnehmer noch kannten. Auch andere bekannte Namen begegneten den Besuchern, wie z.B. Steinheim, Steinitz, Grünebaum, Herzheim und Müller. Monika Schrader-Bewermeier erinnerte auch an das aktive jüdische Leben als Teil der Paderborner Stadtgesellschaft nach der gesetzlichen Gleichberechtigung von 1871, das durch Anfeindungen, Ausgrenzung, nationalsozialistischen Terror, Gewalt, Deportationen und Ermordung jäh endete. Am Mahnmal vor dem Vincenz-Krankenhaus stehen 112 Namen der ermordeten Paderborner Juden und Jüdinnen. Eine Reihe von Gedenktafeln, Straßennamen und Steine erinnern in Paderborn an jüdische Familien und deren Schicksale, wie z.B. am Mahnmal, am Kasseler Tor, am Peter-Hille-Weg, an der Warburger und Husener Straße/Ecke Leostraße, am Marienplatz und der Bachstraße.

Hermann-Josef Bentler, Mitglied im Kreisvorstand Paderborn im Volksbund, bedankt sich bei Monika Schrader-Bewermeier für die eindrucksvolle Friedhofsführung und bekundet das Interesse der Gruppe an einem Besuch der Jüdischen Gemeinde für das regionalgeschichtliche Programm des Volksbundes für 2025.

Monika Schneider-Brewermeier, Hermann-Josef Bentler