Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn
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Geschichte und Gegenwart gemeinsam gedacht

Podiumsdiskussion 'Krieg und Menschenrechte' im Forum des Berufskolleg Schloß Neuhaus

Paderborn. Das Thema der Podiumsdiskussion ‚Menschenrechte im Krieg‘ am Mittwoch, 18.10.2017, im Berufskolleg Schloß Neuhaus könnte 2017 nicht treffender und aktueller sein. Nicht nur, weil die Anzahl der geflüchteten Menschen weltweit weiterhin steigt, sondern auch weil im Berufskolleg Schloß Neuhaus drei Internationale Klassen unterrichtet werden, deren Schüler*innen teilweise aus Kriegsgebieten geflohen sind. Die Veranstaltung war der Höhepunkt einer intensiven Auseinandersetzung mehrerer Schulklassen mit dem Thema Menschenrechte, das auch das Schwerpunktthema 2017 des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ist. Organisiert wurde sie von Herrn Karsten Floren, Lehrer am BKSN, Herrn Hermann-Josef Bentler vom Kreisverband Paderborn im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Bildungsreferentin Hanna Hittmeyer. Zu Gast im Forum waren Hauptmann Sebastian Linke, Jugendoffizier der Bundeswehr, Prof. Dr. Rainer Pöppinghege, Historiker, Dr. Peter Witte vom pax christi Diözesanverband Paderborn und Hans Dieter Heine vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Herr Matthias Groß, Schulleiter des BKSN, begrüßte die Gäste freundlich. Die Auseinandersetzungen sowohl mit der deutschen Geschichte als auch mit den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan und der Situation der Flüchtlinge in Paderborn prägten den Charakter der Veranstaltung. So wurde die Diskussion gerahmt von selbst erstellten Kurzfilmen der Verwaltungsklasse des BKSN, die sich in einem Kooperationsprojekt von Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne, Haus Neuland und Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit sowjetischer Kriegsgefangenschaft von 1941 bis 1945 auseinandergesetzt hatten und deren Filme zunächst für nachdenkliches Schweigen sorgten. Das Menschenrechtsverbrechen im Krieg nicht Geschichte sind, sondern schmerzlich aktuell, zeigten die Erfahrungen, die einige Schüler*innen der Internationalen Klassen machen mussten. Couragiert ließ die Schülerin Nur, die mit ihrem Bruder aus Syrien floh und seit 2016 in Deutschland lebt, das Podium an ihren Erfahrungen teilhaben. Menschenrechtsverbrechen im Krieg sind aktuell - aber wie lassen sich diese verhindern? Die Podiumsgäste hatten dazu sehr unterschiedliche Ansichten. Konsens aber war, dass Kriege verhindert werden müssten, ob durch Bildung und Engagement des Einzelnen, wie Herr Heine plädierte oder durch anhaltende Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien, wie Hauptmann Linke betonte. Auch die anderen Schüler*innen waren gut vorbereitet und brachten den einen oder anderen Gast zum Grübeln. Ein Schüler fragt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar – haben Sie schon einmal eine Asylunterkunft von innen gesehen?“. Ein/e andere fragte, ob Menschenrechte auch für IS-Kämpfer gälten. Wieder einmal zeigte sich, dass das Sprechen über Menschenrechte nicht leicht ist – aber wichtig. Herr Jürgen Lutter, der die Veranstaltung moderierte, war herausgefordert, die individuellen Fragen und Erfahrungen der Schüler*innen und die manchmal doch sehr theoretischen Antworten der Gäste zu vereinbaren. Dass dieses ihm gelang, zeigte sein Eingreifen, als ein Schüler fragte, wie die Deutschen sich eine Verbesserung der Lage in Syrien vorstellen würden. Diese Frage stieß in der Expertenrunde auf Ratlosigkeit. Herr Jürgen Lutter gelang es, die Situation zu lockern, indem er attestierte: ‚auch Schweigen ist eine Antwort‘.  Leichter fiel den Gästen die Antwort auf die Frage, warum es hauptsächlich in muslimischen Ländern Krieg gäbe: der Historiker Prof. Dr. Rainer Pöppinghege betonte, dass Kriege nicht mit Religion zu erklären wären und Herr Dr. Peter Witte wies darauf hin, dass einer der größten Bedrohungen des Weltfriedens zur Zeit von dem Konflikt zwischen der USA und Nordkorea ausginge. In einem Fazit hielt Dr. Rudolf Wansleben, stellv. Vorsitzender des Kreisverbands Paderborn im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., fest, dass jede kriegerische Auseinandersetzung ein Angriff auf die Menschenrechte sei. Diese zu verhindern sei in der Verantwortung eines jeden Menschen.