Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn
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Thomas Müller beleuchtet die dunkelsten Stunden der Medizingeschichte

Renommierter Professor hält Vortrag für die Schulgemeinschaft des Gymnasiums Schloß Neuhaus

Nina Arens (Gymnasium Schloß Neuhaus)

Paderborn. Im März hatte das Gymnasium Schloß Neuhaus (GSN) zu einem öffentlichen Vortrag über das Thema „Euthanasie“ in die Schule eingeladen. Neben zahlreichen Schülerinnen und Schülern nahmen einige andere interessierte Menschen daran teil (siehe Foto). Lesen Sie im Folgenden den Presseartikel des Gymnasiums dazu.

„Ca. 100 Gäste fanden sich am Abend des 18. März 2024 im Multifunktionsraum des GSN ein, um den Vortrag von Prof. Thomas Müller zu hören. Nach der Begrüßung durch Lehrer Carsten Zimmermann, der für die Demokratie-AG des Gymnasiums sprach, lobte zunächst Christine Bentler, die stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Paderborn (ein wichtiger Unterstützer dieser Vortragsreihe), die zahlreich erschienenen jungen Leute für ihr Interesse an diesem wichtigen Thema. Dies zeige, dass viele Vorurteile gegenüber der jungen Generation schlicht falsch seien.

Dann begann der renommierte Professor der Universität Ulm seinen Vortrag. Vor allem Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, aber auch Lehrer*innen, Ehemalige und Gäste von außerhalb erfuhren zunächst anhand von exemplarischen Biografien, wie Ärztinnen und Ärzte während der Herrschaft der Nationalsozialisten ihre Macht missbrauchten, um auf Kosten ihrer Schutzbefohlenen Karriere zu machen. Besonders erschütterte die Tatsache das Plenum, dass Urteile und Strafen - wenn sie überhaupt erfolgten - nach Ende des Zweiten Weltkriegs unverhältnismäßig gering ausfielen. Viele Mediziner*innen praktizierten einfach weiter, als wenn nichts gewesen sei. Anhand von Gegenbeispielen zeigte Müller, dass man durchaus Handlungsspielraum hatte und man sich nicht an den Verbrechen der „Rassenhygiene“ beteiligen musste, wenn man nicht wollte. Im Anschluss zeigte der Medizinhistoriker, dass auch nach dem Ende der NS-Herrschaft weiterhin Verbrechen von „Kolleg*innen“ seiner Zunft ausgingen und bis heute ausgehen.

Dass die Erinnerungskultur einen praktischen Beitrag zur Aufarbeitung und Verhinderung von Missständen leisten kann, dass dies in Deutschland - anders als oft behauptet - keineswegs eine lange Tradition hat und wie das von ihm geleitete Württembergische Psychiatriemuseum die dunkle Geschichte des eigenen Hauses beleuchtet, erklärte Müller anschließend ausführlich. Dafür gab es anschließend viel Applaus und Dank.

Von der altersgerechten, didaktischen Aufarbeitung dieser Verbrechen profitierten am nächsten Tag noch zwei Lerngruppen der 9. und 10. Klasse, für die Thomas Müller jeweils einen Workshop leitete. Für dieses rein ehrenamtliche Engagement dankt das GSN dem Professor sehr.“

Foto und Text: Nina Arens (Gymnasium Schloß Neuhaus)