Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn
Meldungen aus dem Kreisverband Paderborn

Kriegsgräberstätten sind Lernorte für Toleranz, Demokratie und Frieden

Informative Geschichtsstunde über 70 Jahre Jugendarbeit „Arbeit für den Frieden“ des Volksbundes mit Hans-Dieter Heine

(v. l. nach rechts): Manfred Müller (ehemaliger Landrat und früherer Vorsitzender des Kreisverbandes), Sabine Kramm (stellv. Bürgermeisterin Stadt Paderborn), Hans-Dieter Heine (ehemaliger Fachbereichsleiter für Jugend-, Fachkräfte- und Erwachsenenbildung des Volksbundes), Christoph Rüther (Landrat und Vorsitzender des Kreisverbandes), Hermann-Josef Bentler (Mitglied im Kreisvorstand und, von 1999 bis 2021, NRW-Vertreter im Bundesauschuss für Jugend- und Bildungsarbeit (BJB) des Volksbundes). Kreisverband Paderborn


Paderborn. Zu Beginn des Vortrages am 13. November 2023 über sieben Jahrzehnte Jugendarbeit beim Volksbund begrüßte Sabine Kramm als stellv. Bürgermeisterin der Stadt Paderborn die Zuhörerinnen und Zuhörer im Ratssaal der Stadt. Dabei machte sie deutlich, dass die Stadt die Beteiligung von jungen Menschen bei den Veranstaltungen der Gedenk- und  Erinnerungskultur weiterhin für sehr wichtig hält, um aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.

An der Gedenkveranstaltung der Stadt Paderborn und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur Erinnerung an die Pogromnacht vom 9. November 1938 hätten in diesem Jahr u.a. Schülerinnen und Schüler des Edith-Stein-Berufskollegs mitgewirkt. 

Landrat und Kreisvorsitzender des Volksbundes, Christoph Rüther erläuterte, dass in diesem Jahr bereits ein Benefizkonzert für die Jugendarbeit des Volksbundes mit dem Heeresmusikkorps Hannover in Hövelhof stattfand. Das gut besuchte Konzert habe zu einem sehr erfreulichen Ergebnis für die Unterstützung dieser Arbeit geführt. Darüber habe er sich als Schirmherr dieser Veranstaltung besonders gefreut. Zudem führte die 9. HisTourismus-Fahrt des Kreisverbandes vor einigen Wochen zur Jugendbegegnungsstätte (JBS) neben der Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn (Niederlande), welche seit vielen Jahren auch ein Ziel von Schulen aus dem Kreis Paderborn ist. „Wir werden bei der Arbeit unseres Kreisverbandes weiterhin den Schwerpunkt auf die Jugend- und Bildungsarbeit legen, bewährte Programme beibehalten, aber auch neue Wege gehen, um junge Menschen für die praktische Friedensarbeit zu erreichen.“ so Christoph Rüther in seinem Grußwort.

Der Kreisvorsitzende begrüßte im Folgenden den Referenten, Hans-Dieter Heine aus Kassel, der von 1991 bis 2016 u.a. als Bundesjugendreferent des Volksbundes sowie als Leiter des Kompetenzcenters für die vier Jugendbegegnungsstätten des Vereins zuständig gewesen ist. Von 2019 bis April 2022 ist er zudem als Fachbereichsleiter für Jugend-, Fachkräfte- und Erwachsenenbildung beim Volksbund tätig gewesen.

Hans-Dieter Heine zeigte dann in einer sehr anschaulichen und zeitgeschichtlichen Reise die Entwicklung der Jugendarbeit des Volksbundes auf. Der Verein ist weltweit der einzige Kriegsgräberdienst, der eine Jugend- und Bildungsarbeit betreibt. Alles begann 1953 mit einem Internationalen Jugendlager auf der Kriegsgräberstätte Lommel in Belgien. Der Jesuitenpater Theobald Rieth führte auf der Kriegsgräberstätte, die sich damals in einem verwilderten Zustand befand, einen Arbeitseinsatz mit dem Volksbund in Zusammenarbeit mit Jugendlichen des CVJM und des Kolpingwerkes durch.

In diesem Jugendlager entstand auch das Motto der Jugendarbeit „Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden“.

Der Referent schilderte sehr anschaulich die historische Entwicklung der 46 Kriegsgräberabkommen mit ausländischen Partnerstaaten. Sie seien wichtig für die internationale Jugendarbeit des Vereins, wenn man beispielsweise an Projekte auf Kriegsgräberstätten in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien, Griechenland, der Russischen Föderation, Italien, Ungarn oder der Ukraine denke. Dank der Abkommen entstand auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen, Deutsch-Polnischen, Deutsch-Griechischen, Deutsch-Tschechischen sowie Deutsch-Russischen Jugendwerk (Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch). Die Aktivitäten des letzten Jugendwerkes ruhen allerdings zurzeit leider aufgrund des Krieges gegen die Ukraine.

Über die Internationale Jugendarbeit hinaus beteiligt der Volksbund junge Leute ebenso direkt an der praktischen und inhaltlichen Arbeit in den Jugendarbeitskreisen der jeweiligen Landesverbände. Heine sprach in diesem Zusammenhang ein besonderes Lob für das Engagement des Kreisverbandes Paderborn aus, der mit Förderungen des sogenannten „Paderborner Modell“ Schulen und Jugendverbände bei Fahrten zu Kriegsgräber- und anderen Gedenkstätten aktiv unterstützt.

Der Volksbund betreibt heute vier Jugendbegegnungsstätten (JBS) mit hauptberuflichen Mitarbeitenden (Pädagogen/Historiker etc.) auf Kriegsgräberstätten in:

- Lommel / Belgien

- Ysselsteyn / Niederlande

- Niederbronn-les-Bains/ Frankreich

- Golm / Deutschland

Jährlich treffen sich rund 20.000 junge Menschen aus verschiedenen Ländern in den Workcamps, bei Schülerbegegnungen sowie in den Jugendbegegnungsstätten im In- und Ausland, um sich mit der deutschen und europäischen Geschichte auseinanderzusetzen. Der Besuch von Kriegsgräber- oder anderen Gedenkstätten führt jungen Menschen (in Zusammenarbeit mit Jugendlichen anderer Nationen) vor Augen, was Kriege bewirken.

Hans-Dieter Heine stellte zum Schluss seines Vortrages heraus, dass der Volksbund auch ein Bildungspartner von Schulen, internationalen Organisationen, Gedenkstätten und Akteuren der historisch-politischen Jugend- und Erwachsenenbildung ist. Die Jugend- und Bildungsarbeit des Volksbundes ist ein fester Teil eines europäischen Netzwerkes, das sich aktiv für den Frieden, gegen jegliche Erscheinungsformen von Extremismus und Demokratiefeindlichkeit sowie vor allem für ein offenes Europa einsetzt.

In diesem Jahr des 70-jährigen Bestehens der Jugendarbeit des Volksbundes steht über allen Programmen und Veranstaltungen ein besonderes Kampagnenmotto: „Courage counts“ (Haltung zählt).

Text: Kreisverband Paderborn